Nürnberger Nachrichten, 25.3.2013

Willkommen in der Wunderkammer


Bildhauer, Sammler und Collageur: Hubertus Hess stellt in der kunst galerie fürth aus

Hereinspaziert in die Wunderkammer von Hubertus Hess: Zehn Jahre nach seiner letzten größeren Einzelausstellung in der Region gibt der Nürnberger Bildhauer jetzt in der kunst galerie fürth Einblick in seine stillen Bildwelten voller Melancholie und Geheimnis.

"Wenn man an Kunst in der Metropolregion denkt, denkt man an ihn. Die jüngeren Kollegen kennen und schätzen ihn. Das ist nicht bei jedem seiner Generation so. Er ist ein Künstler-Künstler geworden", sagt Hans-Peter Miksch, Leiter der kunst galerie fürth. Er spricht von Hubertus Hess. Der mag mit seinen knapp 60 Jahren im internen Künstler-Zirkel inzwischen so etwas wie eine Leitfigur sein, ist mit seinen geheimnisvoll-poetischen Stillleben in 3D aber auch einer, der das Publikum zu packen weiß. Das beweist er mit der aktuellen Ausstellung in Fürth, in der es auch neue, große Arbeiten zu sehen gibt.

Die Zeit der Engel ist vorbei. Lange war das Motiv in den Werken von Hess präsent, jetzt packt er seine Kunst lieber hinter Gitter. Die alten schmiedeeisernen Tor- und Fensterteile mit ihrer geschwungenen Ornamentik und rostigen Patina werden zu goldenen Käfigen - Schutzräume und Gefängnis für das Dahinter. Zum Beispiel für den ausgestopften Fasan, der im übermannshohen Gittergeflecht sitzt, das auf Porzellanschalen steht. Die Voliere ruht auf einem hölzernen Drehgestell. Eine Peep-Show der besonderen Art? Eher ein weiteres Beispiel dafür, wie es Hess gelingt, seinen Fundstücken einen neuen Dreh - gern auch mit leisem Humor - zu geben.

Eines der schönsten Beispiele dafür ist der überlange Schaumlöffel, der über den Köpfen der Besucher hängt und wie das Küchenutensil vom Herd Rübezahls wirkt. Was er damit schöpft? Diese Erkenntnis tröpfelt erst langsam ins Bewusstsein des Betrachters...

Gerne arbeitet Hess mit schwerem Metall, dem er aber oft Leichtigkeit einhaucht: "Der große Fächer" zum Beispiel, der da lässig an der Wand lehnt, besteht aus einem halbrunden Gitterfundstück, dem Hess einen Haltegriff angeschmiedet hat. Der Knauf an dessen Ende ist das Köpfchen eines Asiaten. Lakai oder Mandarin? Die Interpretationen sind offen. Und das hält Hess auch bei seinen Tafelbildern aus Stahl so.

Hier hat das Material so gar nichts Leichtes, dient als bleibharte, zentnerschwere, dunkle Folie für die darauf bühnenbildartig arrangierten Objekte. Die stehen - wie das Paar menschlicher Füße in silbern schimmerndem Aluguss oder wie die fallenden, an Tränen erinnernden Blätter - für die Vergänglichkeit.

"Im Grunde sind all meine Arbeiten Collagen", sagt Hess. Das Material dafür fliege ihm zu. Lange hütet er die Schätze, bis sie Eingang in ein Kunstwerk finden. Diese Ruhe und Bedächtigkeit des Arbeitsprozesses strahlen auch die Stillleben aus, die in der Wunderkammer von Hubertus Hess entstehen.

Birgit Ruf

 

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