Liebe Fürtherinnen, liebe Fürther,

es gibt Verhaltensweisen in unserer Gesellschaft, die ich auch bei allergrößtem Verständnis für die menschliche Natur beim besten Willen nicht nachvollziehen kann. Dazu gehören die Gaffer.

Menschen, die sich das Unglück Anderer wie bei einer Aufführung im Theater anschauen, die dabei ihr Smartphone zücken und kaputte Autos, brennende Häuser und verletzte oder gar tote Unfallopfer fotografieren und filmen. Die ihre Sensationsgier über alles Mitgefühl stellen und ihre „Dokumente“ dann auch noch stolz über diverse Social-Media-Kanäle teilen.

Erst vor wenigen Wochen blockierten Gaffer bei uns in Fürth die Mainstraße und behinderten Feuerwehr und Rettungskräfte, die den Brand in einer Entsorgungsfirma bekämpfen mussten. Aus einer Mitteilung unserer Feuerwehr hieß es wörtlich: „Welche Folgen der Sensationstourismus jedoch für die Retter hat, ist niemandem bewusst. Feuerwehren, die aus dem Norden an die Einsatzstelle wollten, fanden im Bereich einer Gärtnerei in der Mainstraße fast kein Durchkommen. Autos standen teilweise auf der Straße, im Grünstreifen oder starteten Wendemanöver auf der Hauptstraße.“

Derartige Vorfälle sind inzwischen trauriger Alltag. Rettungsgassen werden nicht gebildet, Einsatzkräfte müssen mobile Sichtschutzwände aufstellen, um Gaffer vom Unfallort fernzuhalten, werden dabei nicht selten von uneinsichtigen und rücksichtslosen Menschen auch noch beschimpft und in ihrer lebensrettenden Arbeit behindert. Aus meiner Sicht können die Strafen für ein derart unverständliches Verhalten gar nicht drastisch genug sein.

Und dabei ist es doch so einfach: Wo ich nicht selbst helfen kann, weil die Rettung schon vor Ort ist, oder wenn ich – etwa bei einem Brand – als Laie ohnehin nichts tun kann, halte ich mich fern.

So einleuchtend, so anständig, so mitmenschlich.

Ihr
Dr. Thomas Jung

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Stadt Fürth
Bürgermeister- und Presseamt
Stichwort: Leserbrief
90744 Fürth