Gedruckte Elektronik

Bislang scheitert diese Vision nämlich nicht etwa an der technischen Machbarkeit, sondern an einer einfachen Tatsache: Am Preis des einzelnen Funketiketts. Derzeit liegen die Kosten zwischen 10 und 30 Cent pro Stück. Das ist nicht viel, fällt aber bei Massenartikeln wie Jogurtbechern durchaus ins Gewicht.

Bei PolyIC erinnert auf den ersten Blick vieles an eine Zeitungsdruckerei – nur, dass hier als Material Polyesterfolien durch die Druckmaschinen laufen.

Foto: PolyIC

Kurz: Es geht darum, den Preis für RFID-Tags weiter zu senken. Und auch hier haben innovative Firmen aus Fürth eine internationale Vorreiterrolle übernommen – allen voran die LEONHARD KURZ Stiftung & Co. KG. Das Unternehmen, das sich weltweit im Beschichten, Bedrucken und Funktionalisieren von Folien einen Namen gemacht hat, setzt dieses Know-how seit einiger Zeit zunehmend für die Entwicklung neuer Produktionsverfahren für Zukunftsmaterialien wie leitfähige Polymere ein. Ziel ist es, die Welt von morgen mit leistungsfähigen und wirtschaftlichen Komponenten und Systemen für die Mikroelektronik zu versorgen.

Deshalb hat KURZ im November 2003 gemeinsam mit der Siemens AG ein Unternehmen gegründet, das sich primär dem Geschäftsbereich „Printed Electronics“ widmet: PolyIC GmbH & Co. KG. Und in Fachkreisen ist dieses junge Joint Venture schon jetzt weltweit bekannt wie ein bunter Hund. Schließlich ist es den Entwicklern von PolyIC gelungen, das weltweit erste funktionierende elektronische Bauteil auf Kunststofffolie zu drucken: Ein einfacher, aber voll funktionsfähiger RFID-Tag mit einer Speicherkapazität von einem Bit. Das dazu notwendige Verfahren ist komplex, aber revolutionär, wie einst die Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg: Auf eine Polyesterfolie werden elektrisch leitfähige und halbleitende Kunststoffe, so genannte Polymere, in mehreren Schichten übereinander aufgebracht. So entsteht nach und nach eine große Rolle mit funktionsfähigen elektronischen Bauteilen.

Das Ergebnis ist verblüffend: Die gedruckten Tags sind nicht nur deutlich billiger produzierbar als herkömmliche Silizium-Tags – sie verfügen auch über weitere entscheidende Vorteile. „Unsere Chips können gebogen oder gerollt werden, und deshalb problemlos zum Beispiel auch auf Flaschen angebracht werden“, sagt Wolfgang Mildner, Geschäftsführer von PolyIC. Mildner spricht nicht ohne Grund von Chips – die Anwendungsmöglichkeiten der neuen Technologie erstrecken sich nämlich über die gesamte digitale Welt. „Am Anfang ging es darum, das Druckverfahren in den Griff zu bekommen. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, die Speicherkapazität der Chips zu erhöhen, damit wir in zwei bis drei Jahren mit der Serienproduktion von EPC-Tags beginnen können. Und wer weiß, vielleicht werden in einigen Jahren noch komplexere elektronische Bauteile per Druckmaschine produziert.“ Denkbare Produkte seien biegsame Displays, Einweg-Diagnosegeräte mit gedruckter Batterie oder intelligente Sensornetzwerke.

Ja, Sie haben richtig gelesen: Die Forscher des Fürther Fraunhofer-Zentrums für die Entwicklung intelligenter logistischer Objekte ECSOL gehen nämlich davon aus, dass die elektronischen Funketiketten innerhalb der nächsten fünf Jahren auch die Überwachung teurer Produkte übernehmen können, indem die Tags palettierter Produktverpackungen ein drahtloses Sensornetzwerk bilden und erkennen, wenn eine der Verpackungen unberechtigt entfernt wird. Auf diese Weise lässt sich ein sinnvoller Diebstahlschutz umsetzen.

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