6.11.2019 - Stadtnachricht
Gedenken an Opfer des Nationalsozialismus

Mit der Teilnahme an der jährlichen Gedenkfeier in Barbarka und einer Kranzniederlegung gedachte eine Delegation des Fürther Stadtrats unter Leitung von Oberbürgermeister Thomas Jung im polnischen Torun der Opfer des nationalsozialistischen Terrors. Zeitgleich war auch eine Gruppe des Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus vor Ort und nahmen an dem Gedenken teil.

Die Fürther Stadträtin Michaela von Wittke und die Stadträte Maximilian Ammon, Ronald Morawski, Jörg Vollbrecht, Maurice Guglietta und Kamran Salimi (v.re.) gedachten gemeinsam mit Oberbürgermeister Thomas Jung (Mitte) den Opfern des nationalsozialistischen Terrors an der Gedenkstätte Barbarka im polnischen Torun. Foto: Kramer

Torun wurde von Oktober 1939 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs vom damaligen Fürther Oberbürgermeister Franz Jakob regiert, der von den Nationalsozialisten wegen diverser Verfehlungen in die damals westpreußische Stadt an der Weichsel „weggelobt“ wurde. Dort war er für die Inhaftierung, Verschleppung und Ermordung von etwa 1600 polnischen Bürgerinnen und Bürgern mit verantwortlich, die in das sogenannte „Fort VII“, das die Delegationsteilnehmer auch besichtigten, in der Nähe Toruns verbracht und schließlich in einem Waldgebiet (Barbarka) unweit der Stadt ermordet wurden.

Zeitgleich mit Jakob war auch Adolf Schwammberger in Torun und wurde als Kulturdezernent und Kreisschulungsleiter bestellt. Ein weiterer Fürther – Albert Forster – war Gauleiter von Danzig. Die Rolle der drei Fürther in der Zeit des Naziterrors war in der Kleeblattstadt bis vor Kurzem in diesem Ausmaß nicht bekannt.

Umfangreiche Recherchen des Fürther Stadtrats Kamran Salimi brachten die Beteiligung der zwei Männer an den Gräueltaten in Torun an den Tag und führten unter anderem vor zwei Jahren dazu, dass die nach dem früheren langjährigen Archiv- und Museumsleiter Adolf-Schwammberger-Straße in Bella-Rosenkranz-Straße umbenannt wurde.

Eine aktuelle Ausstellung zum 80. Jahrestag des Überfalls von Nazi-Deutschland auf Polen im Hof des historischen Rathauses von Torun zeigt die damaligen Geschehnisse und ihre Verantwortlichen; beschämend häufig sind die Namen Jakob, Schwammberger und weiterer Personen im Zusammenhang mit Fürth zu lesen oder die Naziverbrecher aus der Kleeblattstadt auf Fotos zu sehen.

Die Ausstellung zeigt unter anderem ein Foto mit den Fürther Nazis Franz Jakob und Adolf Schwammberger. 

Bei seinem Grußwort im Rahmen der Gedenkfeier, an der auch der Toruner Oberbürgermeister und Stadtpräsident, Michal Zaleski, und viele Angehörige der damaligen Opfer teilnahmen, brachte der OB die tiefe Beschämung zum Ausdruck, die ihn und die Delegation angesichts dieser von Fürther Bürgern maßgeblich mitzuverantwortenden Verbrechen erfüllt.

Jung hat Stadtarchivar Martin Schramm nun mit weiteren Recherchen zu den Beteiligungen der genannten Fürther an den Naziverbrechen in Torun beauftragt. Darüber hinaus wird voraussichtlich nächstes Jahr eine Delegation aus der polnischen Stadt nach Fürth reisen.           

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